13. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium: nach Matthäus 10,37-42

 

„Wer Vater oder Mutter, Tochter oder Sohn mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.“ Das sind harte Worte. Sie wirken eher verstörend auf uns. Wie kann er so etwas von uns fordern? Hat er nicht auch selbst gemeint: „Gott hat gesagt: Ehre Vater und Mutter“? Wie kann er dann verlangen, dass wir Menschen, die uns sehr nahe sind, wegen ihm zurückstellen? Hat er immer Vorrang?

Warum zitiert der Evangelist Matthäus gerade diese Worte von Jesus, 30 oder 40 Jahre nach dessen Tod? Dahinter stecken ganz konkrete Erfahrungen. In der frühen Christenheit war es nicht so einfach sich zu Jesus zu bekennen. Schließlich war dieser Jesus doch ein vom Staat und von der jüdischen Obrigkeit zum Tod Verurteilter. Gerade so einer soll wichtiger sein als die nächsten Verwandten? Es entstanden Konflikte, wenn die Jüngeren in der Familie Christen werden wollten und nicht mehr dem Gesetz von Moses oder den heidnischen Bräuchen folgten. Es kam zu Spaltungen in den Familien.

Obwohl Jesus an anderer Stelle die Liebe zu den Eltern für wichtig hält, mussten diejenigen, die Christ werden wollten, sich gegen ihre Eltern und Familie durchsetzen und so zeigen, dass Jesus ihnen wichtiger war. Solchen Konflikten kann und darf man nicht ausweichen, meint Jesus. Es geht hier ja nicht um irgendeine harmlose Entscheidung. Bei dem Glauben an Jesus geht es um einen tiefen und letzten Sinn meines Lebens. Es geht um Gott. Es geht darum, dass wir uns ernsthaft mühen, unser Denken und Handeln mit allen unseren Kräften auf Jesus hin ausrichten und alles zurückstellen, was uns daran hindert. Das ist die Erwartung Jesu, sein Aufruf an uns.

Natürlich leben wir in einer anderen Zeit als damals, unter anderen Bedingungen. Ist der Aufruf von Jesus an uns deswegen überflüssig geworden? Damals hat Jesus Menschen angesprochen und sie haben mit ihm mitgemacht, sind ihm „nachgefolgt“, sind mit ihm mitgegangen. Das können wir so nicht mehr. Was bedeutet dann heute „Jesus nachfolgen“? Heißt das nicht jetzt, in unserer Lebenssituation und mit unseren Möglichkeiten, so zu handeln und zu leben, wie Jesus es tun würde? Sich immer wieder fragen: „Was würde Jesus jetzt, in diesem Fall, an meiner Stelle tun?“ Die Antwort darauf ist nicht immer leicht. Es setzt voraus, dass ich Jesus „gut kenne“, dass ich mit ihm so vertraut bin, dass ich nachempfinden kann, wie er reagieren und handeln würde.

Eines ist sicher: Dann muss ich öfters „gegen den Strom schwimmen“, denn in unserer Gesellschaft heute denkt man oft nicht im Sinne Jesu. Konsequente Gottes- und Nächstenliebe verwickelt uns ganz bestimmt in Konflikte, oft auch mit Menschen, die uns sehr nahe stehen. Wir werden auf Unverständnis stoßen, Schwierigkeiten haben, unsere „Kreuze tragen“ müssen.

Wir treffen Menschen, die zwar nicht gegen Glaube und Kirche sind, aber damit einfach nichts anfangen können, weil sie in ihrer Erziehung nie dazu hingeführt wurden: Menschen die „religiös unmusikalisch“ sind. Sogar mit dem Begriff „Pfarre“ können sie nichts anfangen. Für sie sind wir vielleicht „fremde, komische Vögel“. Halten wir das aus?

Bei vielen uns nahestehenden Menschen spüren wir oft eine Gleichgültigkeit. Für sie ist alles fremd, was mit Glauben zu tun hat. Und wir sind dann meistens etwas traurig, dass das, was uns wichtig ist - Glaube, Gebet, Gottesdienst - ihnen nichts bedeutet. Sie schütteln höchstens den Kopf. Und wir fühlen uns dann irgendwie hilflos, weil sie kein Verständnis dafür haben, dass wir behaupten: „Mit diesem Glauben hat unser Leben mehr Sinn. Ich glaube an etwas - und das gibt mir was.“ Können wir das dann - nicht krampfhaft oder sogar aggressiv -aber mit ehrlicher Freude vertreten? Oder ziehen wir uns schweigend zurück, und verstecken wir unseren Glauben? Geben wir Jesus in unserem Leben den Vorrang?

Deutlich sagt Jesus uns, dass er mit seinem Denken und Handeln vorgibt, was richtig, gut und wertvoll ist. Er fordert von uns die konsequente Ausrichtung unseres Handelns an seiner Botschaft und seinem beispielhaften Verhalten. Selbst dann, wenn wir uns damit in Widerspruch zu Vater, Mutter, Sohn und Tochter, Freunden, Bekannten begeben, weil wir nicht ihren Erwartungen entsprechen? Sind wir konsequente Christen? - Dazu will Jesus uns bewegen.

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